Max-Planck-Gesellschaft verzichtet auf Elsevier-Zeitschriften
Zur Unterstützung der DEAL-Verhandlungen wird der bisherige Vertrag nicht fortgeführt
Die Wissenschaftlichen Mitglieder und der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) haben einhellig den Beschluss gefasst, dass die für die Literaturbeschaffung in der MPG zuständige Max Planck Digital Library (MPDL) ihr Elsevier-Abonnement Ende 2018 mit Ablauf der derzeit bestehenden Vereinbarung nicht verlängert. Sie bekräftigen damit gleichzeitig ihre Unterstützung für das nationale Lizenzierungsprojekt DEAL und schließen sich den etwa 200 Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland an, deren individuelle Vereinbarungen mit Elsevier bereits im Laufe der Jahre 2016 und 2017 nicht erneuert wurden. „DEAL steht ganz im Einklang mit den Zielen der von der Max-Planck-Gesellschaft maßgeblich beförderten OA 2020-Initiative,“ betont MPG-Präsident Martin Stratmann.
DEAL ist eine gemeinsame Initiative der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen unter der Federführung der deutschen Hochschulrektorenkonferenz, die das Ziel verfolgt, bundesweite Verträge mit den drei größten Verlagen nach dem Modell „Publizieren und Lesen“ zu verhandeln. Hierüber soll das derzeit kostenpflichtige Abonnementsystem auf ein Modell umgestellt werden, in dem Forschende und die Allgemeinheit sofort barriere- und kostenfrei auf Forschungsergebnisse zugreifen können. Anstelle der Abonnements werden die Verlage für ihre Publikationsdienstleistungen direkt vergütet, wobei alle Publikationen deutscher Autoren in den Zeitschriften der Verlage unmittelbar frei zugänglich sind. Dieser Verhandlungsansatz ist eine Reaktion auf die unhaltbaren Preissteigerungen im Bereich der wissenschaftlichen Zeitschriften und auf den hemmenden Effekt, den ein eingeschränkter Zugang auf den Forschungsprozess hat.
Die Verhandlungen mit Elsevier waren im Juli 2018 ausgesetzt worden, da der Verlag nicht bereit war, ein tragfähiges Vertragsmodell anzubieten, das einen freien Zugang zu allen Veröffentlichungen von Autoren deutscher Institutionen ermöglicht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Einrichtungen ohne Elsevier-Zugang machen nun Gebrauch von alternativen Zugangswegen zu wissenschaftlichen Inhalten. In Zusammenarbeit mit den Institutsbibliotheken bietet die Max Planck Digital Library einen Bestellservice an, der die Versorgung mit den Inhalten, die ab Januar wegfallen werden, weiterhin sicherstellt.
„Wir wollen einen echten Paradigmenwechsel im System des wissenschaftlichen Publizierens und damit die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters endlich ausnutzen“, so Gerard Meijer, Direktor am Fritz-Haber-Institut der MPG und Mitglied im DEAL-Verhandlungsteam. In einer weiteren Unterstützungsaktion für das Projekt DEAL traten 13 prominente Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft von ihren Positionen als Herausgeber sowie als Mitglieder von Beiräten der bei Elsevier erscheinenden Zeitschriften zurück.
„Verträge nach dem Modell ‚Publizieren und Lesen‘ sind ein zentrales Instrument der Open-Access-Transformationsstrategie, die sowohl von DEAL auf Bundesebene als auch durch die Max-Planck-Gesellschaft in der internationalen Initiative Open Access 2020 vorangetrieben wird“, sagt Ralf Schimmer, Stellvertretender Leiter der Max Planck Digital Library. „Unser Ziel ist es, den Publikationsoutput der MPG über diese Verträge im Laufe der nächsten Jahre nahezu komplett frei zugänglich zu machen. Mit vielen der für die Max-Planck-Gesellschaft wichtigen Verlage, wie z.B. Springer Nature, Royal Society of Chemistry und Institute of Physics Publishing, ist der Einstieg in das neue Modell bereits gelungen. Weitere Verlage werden in 2019 folgen.“
Die Max-Planck-Gesellschaft zählt 14.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die jährlich rund 12.000 neue Forschungsartikel veröffentlichen, von denen rund 1.500 in Elsevier-Zeitschriften erscheinen.